Wer wir sind

Kurzfassung der Familiengeschichte der Freiherren von Mauchenheim genannt Bechtolsheim

Als 1200 in einem hochadeligen Zwist im Hause der Herren (später Grafen) von Bolanden unter den Urkundenzeugen ein Mainhardus de Mouchenheim den Vergleich bestätigt, zeigt sich die früheste Spur unserer Familie von Mauchenheim (genannt Bechtolsheim). Sie führt in den hochmittelalterlichen Wormsgau, die Region um den Bischofssitz Worms (1922 bayrisches Rheinhessen, schließlich Bundesland Rheinland–Pfalz). Von ihr aus nimmt die Familie ihren Weg in drei umfassenden Etappen bis in die heutige Zeit.

Zuerst sei die erste im Zeitraum von 1200 bis ca. 1500 dargestellt.
Eingebettet in das große übergreifende System des europäischen ständischen Lehens- oder Feudalwesens bleibt die Familie von Mauchenheim (genannt Bechtolsheim) diesem ihrem Ursprungsland zunächst eng verbunden, wobei sie wohl auch Allod oder Eigentum erwirbt. Mit den Lehen sucht sie gleichzeitig nahe territoriale Lehensherren, denen sie sich – gegen Hingabe von Lehen – zu öffentlichen lehensherrlichen Diensten freiwillig verpflichtet. Mauchenheim steht hier an erster, Bechtolsheim anschließend an zweiter Stelle (beide Kr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz).

Natürlich leidet eine geschichtliche Analyse der Periode vom Hochmittelalter bis hin zum Beginn der Neuzeit (ca. 1500) an Seltenheit und unscharfer Prägnanz der Quellen und Informationen. Betroffen sind besonders zwei Belange:
1) genealogisch, d.h. die Sicherheit in der Aussage zur Generationenfolge
2) die „Begüterung“ oder Besitzgeschichte.

Gezwungenermaßen gehen hier die „Familienweisen“ im ersten Fall seit 1200 bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts vor mit sieben rekonstruierten Generationen in der Familie. Sozial und politisch gehören ihre Angehörigen zur mittel- und oberrheinischen reichsunmittelbaren freien Reichsritterschaft und deren gleichnamigen Ritterorten oder –kantonen, als ritterbürtige und stiftsfähige Familien und deren Einzelmitglieder, ebenso wie ihre ritterschaftlich immatrikulierten Güter seit dem 16. Jahrhundert unter direktem kaiserlichen Schutz stehend. An solchen Gütern werden neben Mauchenheim in der frühen Phase wohl auch Anteile an Bernhausen (Donnersbergkr.), Niedersaulheim (OT Saulheim.Kr.Alzey-Woms), Dexheim (Kr. Mainz-Bingen) und Sörgenloch (dito) zugewachesen sein. Einen sichtlich konsequenten Weg gehen die v. M.g.B. im Erwerb – als Basis und öffentliche Aufgabe – von  Anteilen an mehreren mittelrheinischen ritteschaftlichen Ganerbenschaften (alle kurpfälzische Lehen) wie  Bechtolsheim anno 1250 (1270?), Niedersaulheim  anno 1471 und als Vorgriff  Mommenheim (Kr. Mainz-Bingen)
Noch im 18.Jahrhundert wird die Familie M.v.B.(ältere Linie, s.u.) zitiert als Erbherren in Bechtolsheim, Schornsheim und Mommenheim.

Diese Schritte schaffen auch z.T. langfristige freundschaftliche Beziehungen zu den anderen ritterschaftlichen Familien der betroffenen Ganerbenschaften. Für die v.M.g.B. sind dies in Bechtolsheim die v. Dalberg genannt Kämmerer von Worms, Knebel von Katzenellenbogen, von Dienheim, von Wallbrunn, von Partenheim, Köth von Wanscheid.

Das Schicksal der Familie gestaltet sich im Zeitraum 1200 – 1500 eigentlich recht ruhig, es begegnet nichts Außergewöhnliches – die Ausnahme von der Regel berichtet aber, dass sie um 1400 ihren Namen erweitert um den Orts(?) – oder Familien(?)-Namen „genannt Bechtolsheim“. Wilhelm von Mauchenheim genannt Bechtolsheim (1389-1426) A9 gebraucht diese Form erstmals, schafft aber damit die alte noch keineswegs aus der Welt, denn seine Generation und die vier folgenden führen den Namen sowohl in alter als auch in neuer Form. Eine sonst in Einzelheiten kaum greifbare Nebenlinie, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts endet, nimmt ebenfalls noch die alte Form in Anspruch: sie wird ab dann nicht mehr gebraucht. Die „Familienweisen“ sehen in dem Vorgang wohl eine Lösung vom ersten erkennbaren Besitz in Mauchenheim und die Hinwendung zum doch sehr wichtigen Bechtolsheim. Eine eindeutige Aussage fehlt hier.

In der 1. Hälfte des 16.Jahrhunderts kommen wir zu Ereignissen, die exemplarisch zur zweiten Etappe der Familiengeschichte führen, zur Aufteilung der Gesamtfamilie v.M.g.B. in den älteren Stamm Heldenbergen (OT Nidderau, Main-Kinzig Kr., Hessen) und in den jüngeren Stamm Maisondheim (Stadt Dettelbach am Main, Ldkr. Kitzingen Ufr.). Da beide ihre individuelle Geschichte haben, sei mit der ersten begonnen.

Die Szenarien um die Jahrhundertwende 1500 bis zur Zeitenwende um 1800:  die Reform des Reichs, diskutiert und beschlossen 1495 und 1521 auf den Reichstagen zu Worms (!),  Luthers Auftritt 1519 in Worms – die „Sickingische Fehde“ des Franz von Sickingen und Ulrichs von Hutten (1522-1523) sowie der Bauernkrieg 1524-1526 – alle diese Vorkommnisse können auch das öffentliche Leben  im Wormser Raum beeinflussen. Aber auch hier gibt es keine klare Erkenntnis zur Teilung der Familie. Doch wie auch immer; sie sucht jetzt neue Horizonte, knüpft neue Verbindungen. Heinrich v.M.g.B. (ca. 1475-1537) B1 bzw. sein Sohn Johann Heinrich (1517-1544) B2 teilen den weitgehend kurpfälzischen Familienbesitz nicht ohne Streit und mit Teilungsvertrag mit dem Bruder bzw Onkel Matthias (1501-1547) C1. Johann Heinrich erhält den Zehnten in Bechtolsheim und Bauerngüter in Sörgenloch, Matthias die Hälfte der Lehen in Stadecken (Stadt Ebsheim, Kreis Mainz-Bingen), Rüdesheim (Kr. Bad Kreuznach), Niedersaulheim und Sörgenloch.

Steht Johann Heinrich zunächst in kurpfälzischen Diensten, so sucht er dann doch kurtrierische Beziehungen, d.h. er ist wahrscheinlich noch katholisch. Doch die Reformation trifft jetzt auch die ältere Linie v.M.g.B.; wir finden den  Sohn des Letzteren, Heinrich (etwa 1541-1595)B5 evangelisch und in kurpfälzischen Diensten. Er ist auch wohl erstes Familienmitglied in der Burgmannschaft von Friedberg/Wetterau, eine Stellung, die von der älteren Linie in der kommenden Zeit bei der mittelrheinischen Ritterschaft intensiv gesucht und wahrgenommen wird. Er heiratet 1574 (1575?) Anna von Stockheim, Miterbin von Heldenbergen; sie bringt ihm so das Untere Schloss oder die „Nassburg“dort zu, in Zukunft wichtigster Familienstützpunkt, mit „Zubehör“ in Rendl, Rodheim, Köppern, Staden, Stammheim, Hoheim, Lindheim, Steden, Groß- und Kleinkarben,Wachenbuchen, Garheim, Bonames, Kalbach, Kilianstädten, die Vogtei Niederwöllstadt und Bermersheim.

Bei aller Blüte dürfen wir aber das folgende Unheil des Dreßigjährigen Krieges (1618-1648) und der folgenden Kriege des Reichs mit dem Frankreich Ludwigs XIV, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht übersehen. Schäden und Verluste treffen einerseits eine Geschwistergeneration mit 12 Häuptern, zum anderen steht die Heldenberger Linie zweimal nur noch „auf zwei Augen“, d.h. es droht ihr das Erlöschen. Die Krise kann aber überwunden werden durch neue Dienste und stabilere Verhältnisse.

Der Weg zu den thüringischen Herzogtümern wird jetzt geöffnet; Friedrich Ludwig v.M.g.B. (1699-1744) B45  nimmt Hofdienst im Herzogtum Sachsen-Gotha als Reisemarschall, dann Oberschenck der Residenz Friedenstein in Gotha – neue Ruhe und Existenzsicherheit ist gegeben. Sein Sohn Friedrich Wilhelm v.M.g.B. (1734-1802) B47 erwirbt die Funktion eines Herzoglich-Sachsen-Hildburghausener Oberforstmeisters, sein Bruder Ludwig Friedrich (1736-1813) B48 geht zum Militärdienst in das Königreich Dänemark. Er wird dort Generalleutnant und Gouverneur von Glückstadt. Die Söhne  des Letzteren, auch Militärs, bleiben ohne männliche Nachkommen, aber Nachkommen über eine Tochter leben  bis ins 20. Jahrhundert in Dänemark.

Bedeutend wird der Schritt des dritten Bruders Johann Ludwig (1739-1806) B49 ins dritte thüringsche Herzogtum; er erwirbt im Eisenacher Landesteil des Herzogtums Sachsen-Gotha unter der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia, dann unter Herzog Carl August 1781 die Kanzlerschaft und Oberkonsistorial-Präsidentschaft des Eisenacher Landesteils und wird schließlich Geheimer Rat. Noch einen Schritt weiter: seine Söhne dienen im königlich preußischen Heer.

Hier ist seiner Frau Juliane (Julie, geb. von Keller )(1753-1847) zu gedenken. Deren Mutter wiederum ist Auguste Luise Eleonore v.M.g.B.(1732-1781) B46, Tochter von Friedrich Ludwig B45 (s.o.). Julie ist Christoph Martin Wielands „Psyche“ und auf diesem Wege in den bedeutenden literarischen Kreis am Weimarer Hof mit Goethe eingebunden.

Im Leben hat sie Schmerzliches ertragen müssen: zwischen 1806 und 1811 verliert sie ihren Mann und drei Söhne – weitgehend durch die napoleonischen Kriege. Eisenach mit dem Bechtolsheimer Palais, das Gut Stedten und Georgenthal bei Erfurt sprechen heute noch von dieser Zeit. Julies literarischer Nachlass ging leider weitgehend verloren, einzelne ihrer Gedichte sind in dem Buch „Erinnerungen einer Urgroßmutter“ von Katharina v. Bechtolsheim erhalten.

Kommen wir zum jüngeren Stamm der Familie von Mauchenheim genannt Bechtolsheim, zur Linie Mainsondheim.

Der Gründer Matthias (ca. 1501-1547?), jüngerer Bruder des Gründers der älteren Linie, wird von seinem Vater “in die Fremde verschickt“, unbekannt wohin, er kehrt etwa 1523/1524 nach Hause zurück – unerwartet für seine Brüder, die hier eine Güterteilung vorbereiten,  ohne ihn zunächst zu beteiligen. Eine Einigung spricht ihm die Hälfte von Niedersaulheim zu, wo er seinen Wohnsitz nimmt. Die Mainsondheimer Linie hält in den nächsten zwei Generationen am katholischen Glauben fest und sichert sich damit ihre Stiftsfähigkeit (im Deutschen Orden und in St. Alban zu Mainz); sie übernimmt kurmainzische Dienste („Waltpod“/Gewaltbote und Untermarschall), lebt wohl auch in einem Mainzer Domizil.

Die letztlich entscheidende Richtung in Hofdiensten gibt die folgende Generation unter Johann Georg I. v.M.g.B. (1610-1675) C11. Er promoviert noch 1631 in Mainz, wird aber dann in der Mainz eng verbundenen Fürstabtei Fulda Rat und Hofmeister, 1642 schließlich Oberschultheiß von Fulda und heiratet im selben Jahr Magdalena Margarete von Thüngen (gest. 1655) aus prononciert evangelischem fränkischen Hause – hier gibt es Unklarheiten in seiner Konfession, bedenkt man, dass König Gustav Adolf  1631 das fuldische Staatswesen dem Heerführer der Protestanten Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar als Herzog von Franken für Jahre überlässt…. Hier liegt aber keinerlei Information über Johann Georg I. vor. 1648 und 1652 kauft er je eine Hälfte des Ortes Dalherda (Kanton Rhön-Werra) bei Schlüchtern, daneben 1651 Ort und Schloß Wilhermsdorf (Kanton Altmühl, nahe Fürth); letzteres wird 1657 als unhaltbar wieder verkauft. Im gleichen Zeitraum geschieht der Verkauf des letzten rheinhessischen Besitzes der jüngeren Linie – Niedersaulheim,  löst sich damit aus der mittelrheinischen Ritterschaft und tritt dem fränkischen Ritterkanton Rhön-Werra durch Immatrikulation bei. In der Folge spielt die Familie v.M.g.B. in Rhön-Werra, dann im Kanton Steigerwald eine nicht unbedeutende Rolle. Mehrere Ritterratsfunktionen, vor allem aber die steigerwaldische Ritterhauptmannschaft 1770-1780 des Constantin v.M.g.B. (1714-1780) C33 und die schwere, fast unlösbare Aufgabe einer Vertretung aller sechs fränkischen reichsritterschaftlichen Kantone im Rahmen des kurbayrischen „Subjektionsverfahrens“, die 1803 in Bamberg seinem Sohn Hartmann Philipp v.M.g.B (1755-1833) C47 aufgetragen wird, zeigen die Grenzen des Möglichen. Er scheitert hier – muss scheitern vor aufgepflanzten Bajonetten.

Doch zurück! Möglich wird die von Johann Georg II. (1610-1675) C11 überraschend eingeleitete fränkische Richtung durch die vom Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn 1648 geschehene Berufung zum Geheimen Rat und Oberschultheiß von Würzburg. Die neue Situation wird von der Linie Mainsondheim auch nachdrücklich wahrgenommen, die folgende Generation nimmt achtbare Funktionen in staatlicher Verwaltung, auch im theologisch ausgerichteten Bildungswesen ein, so Johann Reichard v.M.g.B. (1643-1691) C15 als Rector Magnificus der Universität mit einer auch „international“ beeindruckenden Bilderbuchkarriere. Er und sein Bruder Friedrich Hermann (1650-1693) C19 begründen 1692 mit dem Erwerb des Rittergutes Bibergau (OT Dettelbach, Lks. Kitzingen) die Begüterung im Hochstift Würzburg. Die nächste Generation erweitert sie dann durch Reichard Philipp v.M.g.B. (1683-1735) C25, würzburgischen Oberhofmarschall 1720/1727 mit dem Erwerb des Rittergutes Mainsondheim (OT Dettelbach am Main, Lkr. Kitzingen) mit Pertinentien Albertshofen (eine Hälfte, „oberes Dorf“) und Mainstockheim (ein Viertel), ein Erbe und Geschenk der gleichzeitig erloschenen Familie Fuchs von Dornheim. Eine Immatrikulation beim fränkischen  Ritterkanton Steigerwald ist dann auch die Folge. – Hier sei ein kleiner Ausflug ins Reich des Mystischen gestattet: dass vier Würzburger Fürstbischöfen im Hochbarock (1673-1729) bei ihrem Tode von Mitgliedern der Familie v.M.g.B. das Symbol der urfränkischen Geschichte, das Herzogsschwert vorangetragen wurde, lebt heute noch in ihr weiter – selbst wenn der bayrische Staat hier noch „falsche Scheu“ vor unbestreitbar historischen Fakten zeigt.

Eine dritte Stufe der Begüterung geschieht beim Erlöschen der fränkischen Familie der Freiherren von Erthal zu Leuzendorf  in den Haßbergen und im Steigerwald 1805: eine eingeheiratete Erbtochter  erbt größere Liegenschaften in Hetzlos (OT Markt Oberthulba, Lkr. Kissingen), Gochsheim (Lkr. Schweinfurt) und Leuzendorf (Gem. Burgpreppach, Lkr. Haßberge) selbst. Diese Orte gehen aber 1852/53 wieder verloren.

Ein besonderer Bezug bleibt der Familie v.M.g.B. zu den ehemaligen Grundholden im Komplex Mainsondheim (56 Familien)/ Albertshofen (58 Familien)/ Mainstockheim          (100 Familien) via niedergerichtlichem „Patrimonialgericht“ bis 1835(?) erhalten; der letzte Verlust ist dann Bibergau 1881 durch Verkauf.

Rückblickend ist bei der jüngeren Linie im Franken des Alten Reichs die Anzahl der der Familie anvertrauten hochstift-würzburgischen Oberämter und Ämter bemerkenswert: die Kombination Kitzingen-Dettelbach-Iphofen steht wohl  – fast erbmäßig – an erster Stelle.

Würzburg ist nach 1806 keine Residenzstadt mehr, die „Repräsentanz“ einer Familie bei Hofe entfällt und so wird 1825 der stattliche „Bechtolsheimer Hof“ verkauft. Noch aber hat die Stiftsfähigkeit Gültigkeit: der Sohn Johann Philipp v.M.g.B. (1789-1848) C55 wird trotz Säkularisation Domicellar in Würzburg,  bekommt 1813 die niederen Weihen – doch kurz vor der Priesterweihe sterben in habsburgischen Militärdiensten seine zwei jüngeren Brüder. Als letzter Mann der Mainsondheimer Linie resigniert er, heiratet 1830 die Tochter des rheinisch-nassauischen Politikers Hans Christoph von Gagern und wird Schwager der 1848/49 politisch  im Vordergrund stehenden Brüder Heinrich und Friedrich von Gagern, ersterer als Präsident der Frankfurter Nationalversammlung 1848, letzterer fällt 1849 als preußischer General bei Kandern.

Die hier angesprochene Gefahr des Erlöschens der Maisondheimer Familie führt uns wieder zurück auf die parallele ältere Linie in Thüringen (s.o.), hier und jetzt finden die zwei Familienlinien wieder zusammen. Bei der älteren Linie ist Alexander v.M.g.B. (1808-1852) B61 ebenfalls einziger männlicher Nachkomme, Sohn von Carl Emil v.M.g.B (1775-1811) B57 und seiner Frau Katharina Helene Gräfin Duroux de Bueil  (Paris 1787-München 1872). Sie ist katholisch, erzieht ihren Sohn ebenso und wagt nach kurzem norddeutschen Aufenthalt 1825 den Schritt nach Bayern. Alexander wird bereits 1823 in das Regensburger Gymnasium unter die Obhut des großen bayrischen Pädagogen und Theologen Johann Michael Sailer (1751-1832) gesandt, der Bischof in Regensburg ist. Katharina erwirbt auch das Gut Bodenstein (Lkr Schwandorf/Opf.) und lebt dort, später in München. Sie hinterlässt die Aufzeichnungen „Erinnerungen einer Urgroßmutter“, die, herausgegeben von ihrem Schwiegersohn Graf Oberndorf, nach wie vor als Buch erhältlich sind und ein intimes Zeitzeugnis insbesondere der Ära der Napoleonischen Kriege darstellen.

Der „Einigungsprozess“ der beiden Familienstämme setzt sich jetzt fort mit der Eintragung der älteren Linie 1835 in die bayrischen Adelsmatrikel  (die jüngere Linie wird bereits 1816 erfasst), schließlich und endgültig wird gemeinsam die Satzung des „Familienverbandes der Freiherren von Mauchenheim genannt Bechtolsheim“ am 31. Mai 1922 in München beschlossen.

Die Krisen einer gefährdeten Existenz ist überwunden, die Einheit in der Konfession wieder gewonnen. Das beschriebene „Stadium der Trennung“ ca. 1500-1800 verdient diese Bezeichnung eigentlich nicht – man wußte wohl recht gut von einander.

Das Bild der existenziellen Entwicklungen  bei den Familienangehörigen zeigt nach allen diesen Schritten zunächst keinen großen Bruch: der ständische Charakter des Alten Reiches bevorzugt wie vorher so jetzt auch in der folgenden Zeit die militärisch-soldatische Grundlage, der ja das Beamtentum nahe verwandt ist. Beide Stämme weisen eine Reihe hochrangiger  Militärlaufbahnen auf, wie etwa Maximilian v.M.g.B.(1848-1930) B68. Der  Militärdienst Anton I.(1834-1904) C62 und seines Großneffen Anton Reichard (1896-1961) C82 weisen allerdings zusätzlich eine kräftige Zugabe diplomatischen Charakters auf, ersterer als (schwer  zu deutender) „Generalbevollmächtigter“ im engen Umkreis von Kaiser Franz Joseph von Österreich-Ungarn ( Regierungszeit 1848-1916), dann Militärattaché in St. Petersburg. Ihm stehen nach seiner tollkühnen, aber äußerst erfolgreichen Kavallerieattacke 1866 in der Schlacht von Custozza (Österreichs Krieg gegen Italien), ausgezeichnet mit dem Maria-Theresien-Orden, alle militärischen Pforten offen. Und Anton Reichard vertritt Deutschland nach mehreren Auslandskommandos als Militärattaché im Rahmen der deutschen Botschaft in London und Dublin 1937-1939, dazu kommt seine Rolle bei dem Auflösungs- und Kapitulationsverfahren der deutschen Besetzung in Norwegen Mai bis Herbst 1945 – keine leichte Aufgabe.

Beide Kriege 1914-1918 und 1939-1945 haben der Familie v.M.g.B. viele junge Männer gekostet – die Trauer, die Friedrich Karl v.M.g.B. (1878-1958) C78 im Jahre1941 um den Tod seiner beiden Söhne Karl Moritz C87 und Anton Friedrich C89 innerhalb von 10 Tagen erleidet, mag für alle Gefallenen der Familie in diesen Kriegen stehen. Die Rolle von Familienangehörigen während des 2. Weltkriegs ist Gegenstand zahlreicher geschichts-wissenschaftlicher Forschungen geworden und hat leider auch gezeigt, dass eine Wehrmachts-Division, die von einem Familienmitglied als Kommandeur in Weißrussland befehligt wurde, an schweren Kriegsverbrechen beteiligt war.

Die erste Hälfte des 20.Jahrhunderts setzt einen sichtbaren Einschnitt bei den zahlreichen beruflichen Entscheidungen im Familienrahmen: die große Palette von der Kunst bis hin zur Technik in jeglicher Form bietet sich an und wird von der Familie angenommen. Schon die Jahrzehnte zuvor zeigen hier wegweisende, bedeutende Vorboten, auf die nur exemplarisch eingegangen werden kann.

Eine der ersten wichtigen Entscheidungen liegt bei der Rolle der Frauen im öffentlichen und privaten Leben. Hier stehen beispielhaft zwei Frauen der Familie im sozialen Bereich:

Bertha Maria v.M.g.B. verh. Notthafft Freifrau von Weißenstein (Stockholm 1890-München 1982) B77 betätigt sich in den Notjahren nach1945 als Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes in Bayern intensiv im sozialen Bereich, hat diese Motivation auch an ihre Familie weitergegeben. Und Marie-Luise v.M.g.B. (1903-2002) C84 erfährt bei Kriegsende 1945 in ihrem sozialen und pflegerischen Verantwortungsbereich als Oberschwester/Lazarettleiterin in Prag –  bis 1946 als Kriegsgefangene im Lager Theresienstadt schwerste lebensgefährdende Zeiten, ohne ihre pflegerische Berufung zu vernachlässigen. Sie ist dafür vom internationalen Komitee vom Roten Kreuz in Genf mit der „Florence-Nightingale-Medaille“ geehrt und ausgezeichnet worden.

Darüber hinaus ergreifen nach 1945 in den lebhaften unruhigen Nachkriegsjahren jetzt mehrere Frauen der Familie akademische Berufe im sprachlich journalistischen Bereich. Genannt sei hier Charlotte v.M.g.B.(geb.1922) B84 – im Nachkriegsdeutschland übt sie eine politisch begleitende journalistische Tätigkeit aus, bis hin zur legendären „Neuen Zeitung“ in Frankfurt am Main.

Auch in turbulenter journalistischer Zeit nach 1945 steht Egon-Ernst v.M.g.B. (1918-1984) B86 im Vordergrund, was in der Übernahme des Generalsekretariats des Deutschen Presserats von 1957-1978 in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn gipfelt.

Im sozial-pflegerischen Bereich stehen mehrere männliche und weibliche Familienangehörige beider Stämme im Dienste des Souveränen Malteser-Ritterordens in Süddeutschland, so bei Errichtung der Malteser-Hilfsdienste (MHD) in Würzburg und Erfurt-Meiningen – hohe Auszeichnungen sind der Dank des Ordens.

Aber schon vor dem oben berührten Schritt im 20.Jahrhundert sind noch zwei Berufsbereiche – neben dem militärischen – deutlich erkennbar.

Zum einen sei die fast singuläre künstlerische Ader von Gustav v.M.g.B (Regensburg 1842-1924) B65 genannt, der , obwohl Volljurist, sich früh für ein nicht so sicheres Künstlerdasein entschließt und im Rahmen der weitausgreifenden „Münchner Landschaftsmalerei“ Bedeutendes schafft; seine Bilder sind auch heute noch gesucht.- Und um eines anderen Künstlers zu gedenken: Franz v.M.g.B. (1862-1902) C66, – tätiger Volljurist und Bezirksamtmann in Berchtesgaden – ist ein genialer Karikaturist, zeichnet großartige Jagdszenen und steht mit dem bekannten Münchner Verlag Braun und Schneider  in nahem Kontakt.

Zum letzten großen Berufsbereich, der Technik und dem Ingenieurwesen. Hier begegnet uns Clemens v.M.g.B. (1852-1930) B69 als herausragend, er ist der Bruder des zuvor genannten Landschaftsmalers. Seine Ehe mit Therese Gräfin Fugger von Kirchberg und Weißenhorn festigt Bayern als neuerwählte Heimat, hindert aber nicht seinen vieljährigen Aufenthalt im schwedischen Stockholm. 1900 schafft er mit dem Erwerb und der Ausgestaltung des umfangreichen Weidegutes Harberg (Gemeinde Uffing am Staffelsee, Lkr.Garmisch-Partenkirchen) einen neuen wichtigen Familiensitz, und er errichtet in München-Bogenhausen, Theresienstraße 27, nach Fachaussagen den ersten Jugendstilbau in München. Neben vielen weiteren technischen Projekten verschafft er sich mit der Konstruktion und gewerblichen Herstellung der Milchzentrifuge 1887 eigenes Unternehmertum und Ansehen in der Zusammenarbeit mit der Stockholmer Firma Alpha-Laval; 1904 gründet er dann die Alphawerke Gauting, dann München.

Eine ganz besondere Rolle spielt Andreas v.M.g.B.(geb.1955) B95, der in USA Hervorragendes auf dem Gebiet der Computerentwicklung leistet, große internationale Anerkennung erfährt und der mit seiner Forschung stets Gespür für Neuerungen beweist.

Es ist klar, dass der Wirtschaftsbereich in neuer Zeit bei dem „Berufsbild“ der Familie Mauchenheim genannt Bechtolsheim heute auch computer-digital und kommunikationstechnisch weder festgeschrieben noch übersichtlich darstellbar ist – die Antwort soll hier und jetzt einer kommenden Darstellung überlassen bleiben, hier würde sie den Rahmen sprengen.

Hartmann v.M.g.B.